In Pflegeberufen galt lange Zeit das Dreischichtensystem als alternativlos. Doch die Kritik an dem Arbeitszeitmodell wächst. Besonders junge Pflegekräfte sind vielfach nicht mehr bereit 10 oder gar 14 Tage am Stück zu arbeiten. Aufgrund von neuen Gesetzgebungen, Veränderungen in der Patientenstruktur sowie der Möglichkeit der häuslichen Pflege wird der Ruf nach alternativen Arbeitszeitmodellen lauter.
Etablierte Arbeitszeitmodelle in der Pflege
In der stationären Pflege galt bisher das klassische Dreischichtensystem – Frühdienst, Spätdienst und Nachtdienst – als gesetzt. Die Zusammensetzung der Schichten unterscheidet sich von Einrichtung zu Einrichtung stark.
Besonders schwierig ist die Personalplanung auf Stationen, die bereits unter Personalmangel leiden. Die fehlenden Pflegekräfte müssen dann vom bestehenden Personal ausgeglichen werden. Der Spielraum im Dienstplan ist damit gering und individuelle Arbeitszeitplanung dann kaum noch möglich.
In der ambulanten Pflege hingegen gibt es meistens nur zwei klassische Schichten: den Früh- und Spätdienst. Dafür sind Bereitschaftszeiten in der Nacht oder am Wochenende üblich.
Unabhängig ob stationär oder ambulant, gelten Dienstpläne in Pflegeberufen als unsicher und häufig wechselnd. Planungssicherheit für die Pflegekräfte ist damit kaum möglich. Das schreckt nicht nur junge Arbeitnehmer ab, sondern lässt auch viele in der Pflege über einen Berufswechsel nachdenken.
Alternative: neues 7/7-Arbeitszeitmodell
Immer mehr Arbeitgeber im Pflegesektor erproben neuerdings das Arbeitszeitmodell 7/7. Die Pflegekräfte sind dabei für sieben Tagen am Stück für jeweils zehn Stunden im Dienst. Zwei Stunden Pausenzeit werden dabei mit zugerechnet.
Anschließend an die sieben Arbeitstage folgen für die Pflegekraft dann sieben arbeitsfreie Tage. Dabei wird von einer 35-Stunden-Woche ausgegangen: 70 Stunden in einer Woche und null Stunden in der zweiten Woche.
Es gibt damit praktisch betrachtet nur noch zwei Schichten: den Früh- und Nachtdienst. Die Patienten werden dabei den gesamten Tag von den gleichen Mitarbeitern betreut. Es gibt keinen Wechsel mehr in der Mittagszeit, sondern nur noch morgens und abends.
Sind alternative Arbeitszeitmodelle eine Lösung für den Pflegenotstand?
Der Vorteil des 7/7-Modells ist, dass die Pflegekräfte nicht mehr als sieben Tage am Stück arbeiten. Im üblichen Dreischichtensystem arbeiten die Mitarbeiter nicht selten zehn bis 14 Tage ohne Unterbrechung und haben dann nur zwei bis vier Tage Urlaub. Viele Pflegekräfte klagen über Erschöpfung und zu kurze Erholungsphasen. Fällt dann ein Mitarbeiter aus, muss die Lücke durch Kollegen geschlossen werden. Häufig geht das wiederum auf Kosten der Ruhetage – ein Teufelskreis.
Diese Belastungsspitzen sollen laut Experten durch das 7/7-Modell vermieden werden. Für die Arbeitnehmer bedeutet ein 7/7-Dienstplan höhere Planbarkeit und Flexibilität für private Verpflichtungen. Termine bspw. können in die Arbeitsfreien Wochen gelegt werden.
Damit ist vielfach auch die Hoffnung verknüpft den Pflegenotstand zu bekämpfen. Die Schlussfolgerung dahinter hinkt jedoch. Die bessere Verteilung der Arbeitsbelastung ist zwar vermutlich geeignet den hohen Krankenstand in Pflegeberufen zu reduzieren, jedoch keine Lösung für die akute Personalknappheit.
Auch das 7/7-Arbeitszeitmodell ist nicht ohne Nachteile
An dem alternativen Arbeitszeitmodell gibt es jedoch auch Kritik. Besonders für alleinerziehende Pflegekräfte ist das 7/7-Arbeitszeitmodell in der Regel nicht geeignet. Durch lange Arbeitstage kann es außerdem genauso zu persönlichen Belastungsspitzen kommen. Schließlich ist eine Anwesenheit von 12 Stunden pro Tag – den Hin- und Heimweg nicht zu vergessen – ebenfalls eine enorme Belastung. Einige Experten kritisieren deshalb, dass bei langen Schichten die Konzentration unweigerlich nachlasse und damit auch die Fehlerquote steigt.
Deutlich wird, dass dieses neue Arbeitszeitmodell den Pflegeberuf nur für wenige attraktiver macht und somit nicht als flächendeckendes Werkzeug gegen den Pflegepersonalmangel geeignet ist.
Für Pflegekräfte, die keine Kinder haben, kann das Modell jedoch eine echte Alternative sein.
Die Umstellung ist außerdem mit einigen Hürden verbunden und kann sich über mehrere Wochen erstrecken. Dennoch sind erste Träger wie bspw. die „Deutsche Senioren Gesellschaft“ bereit das 7/7-Arbeitszeitmodell einzuführen. Ob auch andere Arbeitgeber diesem Trend folgen bleibt jedoch abzuwarten.
Neue Arbeitszeitmodelle in der Pflege werden höchste Zeit. 12 Stunden Dienste lehne ich ab und tendiere zu verkürzten Dienstzeiten. D. h. 5 Stunden-Schichten überm Tag verteilt. Warum?
Dieses Modell würde die älteren Pflegekräfte ansprechen. Diese Dienstzeiten sind körperlich umsetzbar. Da wir mehr „alte“ Pflegekräfte haben, die gern verkürzt arbeiten würden, würde diese Dienstzeit dem Pflegenotstand entgegen wirken und die „Alten“ rekrutieren bzw. positiv einbinden ohne Überlastung.
Meine Überzeugung und ich spreche aus meiner Situation. Denn ich bin auch nicht mehr die Jüngste.
Mich hat dieser Beitrag zu den Arbeitszeitmodellen in der Pflege echt gefesselt. Es sollten mehr solche Informationen im Internet existieren. Jetzt bin ich motiviert, noch mehr über die Thematik zu lernen.
Als frisch ausgebildete Pflegekraft bin ich begeistert von dem 7/7-Arbeitszeitmodell. Das traditionelle Dreischichtensystem hat mich oft erschöpft zurückgelassen. Eine ganze Woche frei zu haben klingt traumhaft und bietet so viele Möglichkeiten. Ich hoffe, dass mehr Einrichtungen dieses Modell in Betracht ziehen. Es könnte ein Anreiz für junge Pflegekräfte wie mich sein. Danke für diesen informativen Artikel!
Wir arbeiten seit Jahrzehnten im 2 Schichtmodell, die meisten Mitarbeiter möchten kein anderes Schichtmodell, wir bieten allerdings auch den klassischen 7,9 Stunden Dienst an.
Allerdings werden bei uns im 2 Schichtmodell maximal 4 Dienste am Stück geleistet. Bei einer vollen Stelle kommt man im Schnitt auf ca. 17 Dienste im Monat, bei einer 39,5 Stundenwoche, im Vergleich beim 3 Schichtmodell sind es ca. 21 Dienste.