Im Durchschnitt 2015 Euro Eigenanteil

Pflegeheimkosten steigen deutschlandweit immer stärker

Pflegebedürftigkeit wird in Deutschland immer mehr zum Armutsrisiko. Durch die Deckelung der Pflegesachleistung tragen allein die Bewohner Kostensteigerung in Heimen.

Rund ein Viertel aller Pflegebedürftigen wird stationär betreut. Das entspricht in Deutschland ungefähr 800.000 Menschen, die in Pflege- und Seniorenheimen versorgt werden.

Ein Teil der Pflegeheimkosten trägt üblicherweise die Pflegeversicherung. Alle Kosten, die darüber hinaus gehen, müssen selbst gezahlt werden. Diese Eigenanteile steigen seit Jahren flächendeckend stark an. Inzwischen werden durchschnittlich 2015 Euro für einen Pflegeheimplatz fällig – pro Monat.

Eigenanteile im Pflegeheim grundsätzlich gerechtfertigt

Dass es für einen Pflegeheimplatz Eigenanteile gibt ist grundsätzlich nicht verwerflich. Schließlich sollen damit in erster Linie die Kosten für Unterkunft und Lebensmittel gedeckt werden. Soweit wäre das auch außerhalb eines Pflegeheims üblich.

Doch in den Eigenanteilen steckt ein immer stärker steigender Prozentsatz von Pflegekosten, die nicht vom Budget der Pflegeversicherung gedeckt werden. Pflegebedürftigkeit wird damit zur finanziellen Belastungsprobe.

Wie setzen sich die Kosten für ein Pflegeheim zusammen?

Die Kosten für ein Pflegeheim werden in verschiedene Positionen unterteilt. Diese setzen sich wie folgt zusammen:

  • Unterkunft
  • Verpflegung
  • Investitionskosten
  • Einrichtungseinheitliche Pflegekosten

Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil

Der einrichtungseinheitliche Eigenanteil an den Pflegekosten ist für alle Bewohner ab Pflegegrad 2 identisch. Damit kann ein höherer Pflegegrad zu einem geringeren Eigenanteil führen. Die Höhe der einrichtungseinheitlichen Pflegekosten legt die Einrichtung selbst fest.

Um diese Kosten zu decken steht Bewohnern die Pflegesachleistung zur Verfügung. Diese ist je nach Pflegegrad auf einen bestimmten Betrag gedeckelt. Alle darüber liegenden Kosten trägt der Pflegebedürftige selbst.

Pflegeheimkosten steigen seit Jahren kontinuierlich

Steigende Pflegeheimkosten sind zunächst kein neues Phänomen. Seit Jahren müssen stationär Gepflegte bzw. deren Angehörige regelmäßige Kostensteigerungen hinnehmen.

Die Dynamik, mit der die Kosten für einen Platz im Pflegeheim steigen ist jedoch bislang unerreicht. Lag der Eigenanteil an den Heimkosten 2017 noch bei knapp 1.700 Euro pro Monat, sind heute bereits über 2.000 Euro fällig.

Viele Pflegebedürftige geraten damit an die finanzielle Belastungsgrenze. Ist diese Überschritten bleibt ein Schonvermögen von 5.000 Euro unangetastet. Danach springt das Sozialamt mit der sogenannten „Hilfe zur Pflege“ ein.

Mit der Hilfe zur Pflege sollen die unbedingt notwendigen Ausgaben für ein menschenwürdiges Leben gedeckt werden. Dabei muss immer möglichst kostensparend entschieden werden. Einzelzimmer oder andere Zusatzleistungen trägt das Sozialamt in der Regel nicht.

Bis Anfang des Jahres wurden meist die Angehörigen zur Übernahme der Pflegekosten herangezogen. Inzwischen sind davon jedoch lediglich Familienmitglieder mit einem Einkommen von über 100.000 Euro pro Jahr betroffen.

Steigende Heimkosten belasten Sozialkassen

Die Kostensteigerung in der stationären Pflege führt auch zu steigenden Kosten für die Sozialkassen. Aktuell beziehen ungefähr 245.000 Menschen in stationären Einrichtungen „Hilfe zur Pflege“. Für die Sozialkassen bedeutet das schon jetzt eine jährliche Belastung von 3,5 Milliarden Euro.

Kritiker fordern daher, anstatt wie bislang die Leistung der Pflegeversicherung zu deckeln, auf eine Deckelung der Eigenanteile zu setzen. Kostensteigerungen würden dann vollständig zu Lasten der Pflegeversicherung gehen.

Weitere Kostensteigerungen beinahe unvermeidlich

Der bisherige Trend wird sich auch in den kommenden Jahren unvermindert fortsetzen. Denn die Verbesserungen für Patienten und Pflegekräfte führen unweigerlich zu steigenden Kosten.

Klar ist, dass bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal entsprechend finanziert werden müssen. Ob diese Kostensteigerung jedoch auf alle Versicherte umgelegt wird oder vom Einzelnen zu tragen ist, ist eine Frage der Solidarität. Andernfalls sind die Pflegeheimkosten für eine breite Bevölkerungsschicht langfristig nicht finanzierbar.