Verschärfung des Pflegenotstands

Folgen des demografischen Wandels in der Pflege schon heute spürbar

Der demografische Wandel wird die Pflege in den kommenden Jahren vor große Herausforderungen stellen. Nicht nur, dass immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen sind, auch unter den Pflegekräften werden viele in naher Zukunft in den Ruhestand gehen.

Darüber, dass die deutsche Gesellschaft zunehmend altert sind sich alle Experten einig. Die Folgen treffen kaum eine Branche so hart wie den Pflegesektor. Schon heute fehlen Schätzungen der Universität Bremen zur Folge 120.000 Altenpflegekräfte um alle Patienten angemessen zu betreuen. Die Situation in der Krankenpflege ist analog dazu. Eine Verschärfung des Problems zeichnet sich zunehmend ab.

Demografischer Wandel trifft die Pflege doppelt

Die zunehmende Alterung der Gesellschaft trifft die Pflege in mehrfacher Hinsicht. Zum einen steigt die Zahl älterer Menschen stark an. Mit zunehmendem Alter werden jedoch immer mehr davon pflegebedürftig oder benötigen intensive medizinische Betreuung und damit auch Pflege.

Doch auch vor den Pflegenden macht die demografische Entwicklung keinen Halt. In den kommenden Jahren werden viele ältere Pflegekräfte in Rente gehen und langfristig vielleicht auch Unterstützung benötigen.

Zusätzlich dazu fehlt es an Nachwuchs in Pflegeberufen und die Abbruchquoten während der Ausbildung sind hoch. Die Personalsituation wird sich daher weiter verschärfen und das Berufsbild Pflegekraft noch unattraktiver für junge Menschen werden.

Immer mehr Pflegerinnen und Pfleger über 50

Ein immer größerer Teil des Pflegepersonals in Deutschland ist bereits heute über 50 Jahre alt. Aktuelle Zahlen kommen bspw. aus Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. Hier liegt der Anteil bei 34% bzw. 38%.

Zusätzlich verschärft wird die Situation dadurch, dass ältere Pflegekräfte nur selten in ihrem Beruf arbeiten. Spätestens ab 60 wechseln viele das Beschäftigungsfeld oder gehen in den Ruhestand.  Vielfach wird die hohe Arbeitsbelastung als Grund angegeben.

Hohe körperliche Belastung

Die körperliche Belastung in Pflegeberufen ist nach einer Erhebung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin überdurchschnittlich hoch. In der Alten- und Krankenpflege klagen bspw. 85% bzw. 81% der Befragten über Muskel-Skelett-Beschwerden.

Die ohnehin schon schwierige Situation auf vielen Stationen wird sich daher in den kommenden zehn Jahren weiter verschärfen.

Hinzukommt der geringe Anteil junger Arbeitnehmer in Pflegeberufen. Damit wird die Problematik auch in Zukunft weiter fortbestehen. Nur eine konstant hohe Zahl an Ausbildungsabsolventen kann diesem Trend dauerhaft entgegenwirken.

Besonders Fachkräfte werden künftig fehlen

Dass die Arbeitsmarktlage in der Pflege schon heute angespannt ist zeigen auch die aktuellen Zahlen der Arbeitsagenturen. Besonders gefragt sind demnach vor allem Pflegefachkräfte, besonders solche die eine zusätzliche Qualifikation mitbringen.

Dagegen besteht bei den Pflegehelfern kein Mangel. Im Gegenteil: verhältnismäßig viele Pflegehelfer sind arbeitslos gemeldet. Hier sehen auch die Arbeitsämter realistische Chancen durch Qualifizierungsmaßnahmen kurzfristige Erfolge zu erzielen.

493.000 Pflegekräfte fehlen bis 2035 befürchten Wirtschaftsinstitute

Dass der demografische Wandel auch zu einem Mehrbedarf an Pflegepersonal führt, haben auch verschiedene Forschungseinrichtungen erkannt. Das Institut der deutschen Wirtschaft bspw. rechnet mit einem Mehrbedarf von 493.000 Pflegekräften innerhalb der kommenden 15 Jahre.

Rund 60% des kommenden Bedarfs sieht das „IW“ im stationären Bereich. Die übrigen knapp 40% entfallen auf die ambulante Pflege.

Dabei hat der demografische Wandel die Pflege längst erfasst. Schon heute rechnet die Gewerkschaft ver.di mit einem zusätzlichen Bedarf an insgesamt 110.000 Pflegefachkräften.