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Die demografische Verschiebung ist einer der markantesten globalen Trends unserer Zeit. Mit der Alterung der Bevölkerung steigt die Nachfrage nach Pflegeleistungen drastisch an, was zu einem wachsenden Pflegenotstand führt.

Die Kombination aus einer alternden Bevölkerung, einem Mangel an qualifizierten Pflegekräften und begrenzten Ressourcen ist eine komplexe Herausforderung, die innovative Lösungen erfordert. Glücklicherweise bietet der technologische Fortschritt bereits heute eine Fülle von Möglichkeiten, den Pflegenotstand zu lindern und die Qualität der Pflege zu verbessern.


Roboter und Künstliche Intelligenz in der Pflege

Die Anwendung von Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) in der Pflege ist keine futuristische Vorstellung mehr, sondern teilweise bereits Realität. Sogenannte Pflegeroboter werden eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen können, von der Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten bis hin zur Durchführung einfacher medizinischer Verfahren. Beispielsweise können Roboter Mahlzeiten anreichen, Medikamente verabreichen oder beim Aufstehen helfen. Diese technischen Helfer entlasten das Pflegepersonal von Routineaufgaben, was mehr Zeit für komplexere Aufgaben und persönliche Betreuung lässt.


Auch KI kann Pflege entlasten

Ein weiterer bedeutender Fortschritt ist die Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Pflege. KI-Systeme können komplexe Datenmengen analysieren und Muster erkennen, die für das menschliche Gehirn nur schwer erfassbar sind. Dies kann dazu beitragen, Risiken für die Gesundheit frühzeitig zu identifizieren und präventive Maßnahmen einzuleiten. Außerdem können KI-Algorithmen dazu genutzt werden, Pflegepläne zu optimieren, um eine effiziente Planung zu gewährleisten.


Telemedizin und Gesundheitstechnologien entlasten Personal

Die Fortschritte in der Telemedizin und der digitalen Gesundheitstechnologie eröffnen neue Möglichkeiten zur Verbesserung der Pflege. Die Telemedizin ermöglicht es Gesundheitsdienstleistern, Patienten aus der Ferne zu betreuen und zu beraten. Dies ist besonders nützlich für Patienten in ländlichen Gebieten, die möglicherweise keinen niedrigschwelligen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen haben. Ärzte können bspw. Patienten über Videoanrufe untersuchen und beraten, wodurch Reisen und lange Wartezeiten reduziert werden.

Aber auch einfache Aufgaben, die heute noch manuell erledigt werden, lassen sich häufig digital unterstützen oder gar komplett übernehmen. Denkbar ist zum Beispiel eine weitgehende Automatisierung der Pflegedokumentation, bei der lediglich patientenspezifische Informationen manuell hinterlegt werden müssen.

“Der Gesundheitssektor hat aktuell noch ein sehr großes Potenzial für Erleichterungen durch digitale Anwendungen und Dienste. Bislang ist hier noch wenig geschehen, was sich in den kommenden Jahren aber mit großer Wahrscheinlichkeit ändern wird.” sagt Tim Bogdan von hellomed. Sein Unternehmen prüft systemgestützt die Medikationspläne von Pflegedürftigen auf Wechselwirkungen und Doppelmedikation, lässt diese anschließend automatisiert nach Tag und Uhrzeit vorsortieren und beliefert diese, alle 2 oder 4 Wochen, an eine Wunschadresse. .


Digitale Ausbildungsplattformen für Pflegekräfte

Die Digitalisierung bietet auch enorme Möglichkeiten in der Bildung und Weiterbildung von Pflegekräften. Digitale Lernplattformen können bspw. Zugang zu hochwertigen Schulungen und Informationen, basierend auf den neuesten Forschungsergebnissen bieten, die sonst nur langsam und schrittweise Einzug in den Arbeitsalltag halten.
So ließe sich die Ausbildungsqualität verbessern und gleichzeitig die Verfügbarkeit von Ausbildungsmöglichkeiten erhöhen.


Innovationen als Lösung für die Pflegenot?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass technologischer Fortschritt und Innovationen das Potenzial haben, den Pflegenotstand erheblich zu lindern. Sie können die Effizienz und Qualität der Pflege verbessern und gleichzeitig Pflegekräfte entlasten. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass Technologie nicht als Ersatz für menschliche Betreuung und Fürsorge angesehen werden kann, sondern als Ergänzung und Unterstützung. Bei der Einführung und Nutzung neuer Technologien müssen ethische und rechtliche Fragen sorgfältig berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die Technologie zum Wohl der Patienten eingesetzt wird und nicht lediglich der Kostenoptimierung dient.

Um Ursachen und Wirkung des gegenwärtigen Pflegenotstands zu verstehen muss man in die Vergangenheit schauen, als die Pflege zu großen Teilen in die Hände der freien Wirtschaft gegeben wurde.
Experten und Betroffene sehen einen engen Zusammenhang zwischen der Liberalisierung der Pflege in den 90er und 2000er Jahren und der gegenwärtigen Pflegekrise. Denn sowohl die stationäre als auch die ambulante Pflege sieht sich mit zunehmenden Problemen konfrontiert.

Die Einführung von Wettbewerb und privatwirtschaftlichen Prinzipien gilt daher vielen als wesentliche Ursachen der Pflegenot in Deutschland.


Mit der Liberalisierung sank die Betreuungszeit für den Einzelnen

In den letzten 20 Jahren erlebte die Pflege weitreichende Veränderungen. Während wirtschaftliche Interessen bis dato weitgehend zurückgestellt wurden, schufen die Gesetzesänderungen in den letzten beiden Jahrzehnten die nötigen Voraussetzungen für den liberalen Wettbewerb in der Pflege.

So wurden beispielsweise private Anbieter, Wohlfahrtsdiensten, Sozialstationen und weiteren Verbänden rechtlich gleichgestellt. Um die Rentabilität der nunmehr als Unternehmen organisierten Dienste zu erhöhen, bemühten sich die Verantwortlichen um die Rationalisierung ihrer Betriebe. Dies führte zunächst einmal zu massiven Einsparungen beim Personal, denn auch für Heime und Pflegedienste stellen die Gehälter einen immensen Kostenfaktor dar.

Die Folge war weniger Personal und damit Zeit pro Patienten. Im europäischen Vergleich gibt es in kaum einem anderen Land ein solches Missverhältnis zwischen Anzahl Pflegekräften und Patienten.
Zum Vergleich: Während in den Niederlanden 6,9 Patienten auf eine Pflegekraft kommen, sind es in Deutschland 13.


Gewinninteresse ist eine der Ursachen für den Pflegenotstand

Die Liberalisierung hatte einen weiteren Effekt auf den Gesundheitsmarkt. Plötzlich wurden Dienstleistungen in diesem Bereich auch für Investoren interessanter. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es zwar grundsätzlich von Vorteil, wenn die Betriebe in dieser Branche heute professioneller und managementorientierter geführt werden.

Die Kehrseite spüren die Pflegedienstleitungen bei der Personalplanung. Geldgeber tätigen die Investments in „Pflegebetten“ in der Regel mit der Absicht, kurz bis mittelfristig Gewinn zu erzielen. Und Rendite lässt sich am einfachsten durch Einsparungen und Rationalisierungen in der Pflege erreichen.

Auch die Investoren sind damit Mitverursacher des Pflegenotstands. Durch die Kapitalisierung entwickelte sich die Pflege zu einem Produkt, bei der die Gewinnmarge im Vordergrund steht. Was generell in der Wirtschaft zu günstigeren Herstellungskosten führt, resultierte in der Pflege zu einer schlechteren Betreuung der Patienten.


Ursachen des Personalmangels liegen in der Vergangenheit

Zwar hat die Politik nach und nach erkannt, dass es nachhaltige Veränderungen in der Pflege braucht. Doch die Neueinstellung von Pflegepersonal scheitert häufig an fehlenden Bewerbern. Durch den Wegfall vieler Ausbildungsplätze in der Pflege in den 2000ern, mangelt es heute an ausgebildetem Personal. Diese Entwicklung war eine direkte Ursache der Einsparungen in der Vergangenheit.

Als Reaktion wurde die Pflegeausbildung reformiert und gibt es inzwischen von Seiten der Politik und der Kassen Zusagen zur Finanzierung neuer Ausbildungsplätze. Dennoch bleibt die Suche nach neuen Auszubildenden schwierig.


Arbeitsbedingungen müssen reguliert werden

Um die gegenwärtig angespannte Situation zu verbessern, gibt es inzwischen Versuche die Pflegekosten für Einsparungen unattraktiv zu machen. Erster Ansatz sind die Pflegepersonaluntergrenzen die inzwischen in vielen Bereichen gelten.

Wenngleich die Untergrenzen nach Meinung mehrerer Experten viel zu knapp bemessen wurde, so stellt sie doch zumindest einen Schritt in Richtung mehr Personal dar.

Ein weiterer Schritt zu mehr Personal ist auch die Finanzierung der Pflegeausbildung über einen Ausgleichsfond, wie bspw. in NRW. Dennoch bleibt offen, ob es nicht einer grundlegenderen Reform und einer stärkeren Regulierung der Träger braucht um auch zukünftig eine würdevolle Pflege möglich zu machen.

Dass die Einhaltung von Hygienevorgaben in der Pflege essenziell ist, steht außer Frage. Doch wenn die Versorgung der Patienten zur Akkordarbeit wird, bleibt kaum Zeit bspw. für ausgiebiges Händewaschen oder die Desinfektion aller Flächen.

Grade in der Pflege ist das Infektionsrisiko besonders hoch, sowohl für Patienten als auch für das Personal. Hier zeigt sich, dass der akute Pflegenotstand unmittelbare Folgen für die Sicherheit und Gesundheit der Pflegenden, wie auch der Gepflegten hat.


Mangelnde Hygiene in der Pflege kann unter Umständen Leben kosten

Krankheitserreger wie Bakterien, Viren sowie Pilze oder Parasiten stellen für Patienten ein erhöhtes Risiko dar, denn häufig ist das Immunsystem nach einer Behandlung ohnehin schon geschwächt.

Die Wege zur Verbreitung sind dabei vielfältig. Infektiöse Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin oder Sekret und alles, was damit in Berührung gekommen ist, gelten als potenzielles Risiko.

Pflegekräfte, die im Heim, Krankenhaus oder bei ambulanten Pflegediensten tätig sind, betreuen mehrere Patienten im Laufe einer Schicht. Dadurch kommen sie mit vielen Erregern in Kontakt.

Zum Schutz aller Beteiligten ist es daher unabdingbar die geltenden Hygienevorschriften zu beachten, auch unabhängig von der Covid-Pandemie.


Hygiene in der Pflege: Risikofaktor multiresistente Keime


Viele pflegebedürftige Menschen sind bereits oder und leiden unter einem geschwächten Immunsystem. Aber auch Kinder oder Schwerkranke gehören zur Risikogruppe, wenn es um die Anfälligkeit für multiresistenter Erreger geht.

Sogenannte nosokomiale Infektionen in Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen als Folge mangelnder Hygiene betreffen laut statistischen Erhebungen jährlich immerhin rund eine halbe Million Menschen. Auch in der ambulanten, häuslichen Pflege ist das Risiko, mit den Krankheitserregern in Kontakt zu kommen groß.

Da die Behandlung von Infektionen mit sogenannten MRSA immer neue Antibiotika und Therapien erfordert, gilt es grundsätzlich diesen Infektionen durch ordnungsgemäße Hygiene zu begegnen.


Wie wird hygienische Pflege in Deutschland sichergestellt?


Hygienekonzepte sind Bestandteil jeder Pflegeausbildung und finden sich im Normalfall in den Dienstanweisungen des Arbeitgebers.

Meist finden sich dann Anweisungen für bspw. das Händewaschen, die wie folgt aussehen:

Die Desinfektion der Hände ist in folgenden Situationen notwendig:

  • Nach Berührung oder längerem Kontakt mit potenziell ansteckenden Materialien
  • Vor dem Kontakt mit dem Patienten
  • Nach dem Kontakt mit dem Patienten
  • Nach einem Kontakt mit einer Oberfläche in unmittelbarer Nähe zum Patienten
  • Vor der Ausführung einer aseptischen Tätigkeit. Hierunter fallen alle Handlungen, die eine komplette Abtötung aller Krankheitserreger verlangen

Für Patienten, die hochansteckend sind und sich in Quarantäne befinden sowie in der Intensivpflege gelten selbstverständlich noch schärferer Bedingungen.

Zusätzlich empfiehlt das Robert-Koch-Institut auf verschiedenen Ebenen Hygienefachkräfte zu beschäftigen. Diese Empfehlung sollte ursprünglich auch Eingang in das Infektionsschutzgesetz nehmen. Die Frist wurde zunächst auf 2016 festgelegt, dann jedoch auf Ende 2019 verschoben.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass ein Großteil der Krankenhäuser die Empfehlungen des RKI nicht vollständig umgesetzt haben. Aktuelle Zahlen für 2019 liegen dazu noch nicht vor.


Hygienemängel in der Pflege leider kein Einzelfall

Durch den Pflegenotstand und den damit in Verbindung stehenden Personalengpässen besteht die Gefahr, etwaige Maßnahmen zu vernachlässigen. Unter Zeitdruck und bei hohem Patientenaufkommen fällt es in der Praxis oft schwer alle Vorgaben einzuhalten.

Unter Berücksichtigung der enormen Wichtigkeit ist jedoch innerhalb des Betriebes unbedingt auf ordnungsgemäße Hygiene zu achten. Mehr Personal ist damit auch der Schlüssel zur besseren Hygiene in der Pflege- und die kann Leben retten.

Mehr als jeder zehnte Beschäftigte in Deutschland ist in einem Gesundheitsberuf tätig. Derzeit sind das also rund 3,2 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, die in Pflegeberufen arbeiten. Darunter befinden sich etwa eine Million Krankenpfleger/-innen und 500.000 Altenpfleger/-innen. Analysen aus dem BKK Gesundheitsatlas belegen jedoch, dass besorgniserregend viele Arbeitskräfte in der Pflege eine hohe Ausfallquote aufweisen. Studien zufolge ist der Krankenstand in der Pflege primär den Arbeitsbedingungen geschuldet.


Ursachen für den Krankenstand in der Pflege

In den Pflegeberufen machen nach Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) mit 24 Prozent Muskel- und Skeletterkrankungen den größten Anteil an allen Arbeitsunfähigkeitstagen aus. Laut AOK Rheinland/Hamburg 2017 waren die Versicherten dennoch seltener krank als im Jahr davor. Obwohl sich laut Studie der Krankenstand in der Pflege – bezogen auf das Rheinland – verringert hat, war mehr als die Hälfte der Versicherten im Jahr 2017 mindestens einmal krankgeschrieben. An erster Stelle stehen dabei bei den Muskel- und Skeletterkrankungen Rückenschmerzen oder Schulterleiden. Im gesamten Durchschnitt fiel jeder Beschäftigte im Jahr 2016 an etwa sechs Kalendertagen wegen einer solchen Erkrankung aufgrund der körperlichen Belastung aus.


Psychisches Leiden erhöhen den Krankenstand in der Pflege

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind häufig seelisch belastend und können dazu führen, dass Pflegekräfte überdurchschnittlich oft krank sind. Besonders bei den psychischen Erkrankungen ist nach Angaben von Forschern die Anzahl an Krankschreibungen in der Pflegebranche in den vergangenen Jahren enorm angestiegen. Psychische Erkrankungen in der Pflege haben einen Anteil von gut 15 Prozent an allen Arbeitsunfähigkeitstagen laut der Berechnungen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Im bundesweiten Durchschnitt aller Branchen liegt der Krankenstand in der Pflege bei rund 4,8 Prozent der Mitarbeiter pro Tag. In der stationären Altenpflege, einem der kritischsten Bereiche mit dem höchsten Krankenstand in der Pflege, liegt er bereits bei 6,3 Prozent. Ein weiterer Punkt sind Langzeiterkrankungen in der Pflegebranche. Viele Beschäftigten sind oft und immer häufiger länger als vier Wochen krankgeschrieben und können ihrer Tätigkeit nicht nachgehen.

Dabei fällt auf, dass es deutlich längere Ausfallzeiten gibt als in allen anderen Branchen. So beläuft sich der Ausfall bei Arbeitenden in Pflegeheimen auf etwa 24 Tage. Diese Ausfallzeiten stehen im deutlichen Gegensatz zu allen anderen Beschäftigten, die im Schnitt 16 Tage krank waren. Die seelische Belastung sorgt laut Untersuchungen besonders bei weiblichen Beschäftigten für mehr Krankentage.


Gesundheitsförderung für eine Aufbesserung des Krankenstands in der Pflege?

Sehr dringend wird heute in der Pflege die (betriebliche) Gesundheitsförderung benötigt. Von dieser Förderung und der Erkenntnis der Nützlichkeit profitieren noch immer ganze 57 Prozent der Angestellten nicht. Nur in den wenigsten Betrieben werden Gesundheitsförderungen eingesetzt und den Pflegekräften zur Verfügung gestellt. In den wenigen Betrieben, in welchen diese Gesundheitsförderungen vorgenommen werden, ist die Inanspruchnahme entsprechend hoch (79 Prozent). Auch hier belegen Studien, dass sich die Investition in betriebliche Gesundheitsförderungen rentiert und mit jedem Euro die anfallenden Fehlzeiten reduziert werden können.